Der erste Tag ist trüb und stimmungsvoll. Nebel hängt an den Flanken der Berge, Regenwolken verhüllen die Gipfel und verleihen ihnen einen mystischen Charme. Nasser Charme allerdings. Sehr nass. Bis auf die Knochen durchnässt erreichen wir die erste Hütte auf der Alp Grüm. Doch das Abenteuer hat gerade erst begonnen, die Stimmung ist gut und wir sind optimistisch, dass der Rest der Reise sonniger wird.
Mit der Kamera im Rucksack, brechen wir vor der Morgendämmerung auf, um den magischen Moment einzufangen, wenn die ersten Sonnenstrahlen die dramatische Landschaft erleuchten. Die lange Abfahrt nach Poschiavo begeistert die Fotografin und Riderin in mir gleichermassen. Die Trails ins Tal sind schnell, und wenn uns die heisse Schokolade beim Frühstück nicht bereits aufgeweckt hätte, dann jetzt sicher das Adrenalin!
Wir überqueren mehrfach die historischen Gleise der Rhätischen Bahn und müssen aufpassen, dass wir nicht mit einem der berühmten roten Züge zusammenstossen, die die Bündner Berge durchqueren. Für die nächste Etappe unserer Reise steigen wir in den Bus und fahren zum Bernina Hospiz.
Jetzt müssen wir uns die Höhenmeter erarbeiten, die wir am Morgen in der Abfahrtseuphorie vernichten haben. Bei grossartigem Panorama und guter Gesellschaft gibt es keinen Grund zur Beschwerde, während wir bergauf in Richtung italienische Grenze nach Livigno kurbeln.
Nachdem wir uns mit leckerer Pasta in Bella Italia gestärkt haben, machen wir uns auf den Weg zum Pass Chaschauna. Was folgt, ist eine (höllisch) steile, zermürbende Schotterstrasse zu diesem beeindruckenden Übergang. Doch es lohnt sich! Die Landschaft, die sich vor uns entfaltet, wirkt wie eine Mondlandschaft. Das herbstliche Nachmittagslicht macht sie noch beeindruckender. Wir geniessen das Schauspiel einen Moment lang, bevor wir nach unseren Kameras kramen.
Wir erreichen die Varusch-Hütte in der Abenddämmerung. Unsere knurrenden Mägen werden mit herzhaftem Essen verwöhnt und ohne Strom, geschweige denn WLAN, können wir ganz vom Alltag abschalten.